Seriell Planen und Bauen

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Unité d’Habitation, type Berlin

Die Vereinheitlichung von Bauaufgaben ist keine völlig neue Idee. Bereits 1933 ordnete die Carta von Athen Gebäude bestimmten Typologien zu. Ziel war es, Prototypen von Verwaltungs-, Wohn-, Gewerbe- und Industriegebäuden zu entwickeln, um diese dann möglichst zeit- und materialsparend an verschiedenen Orten zu errichten. Grundsätzlich sind die Ziele nach wie vor gleich. Heute unterstützen uns digitale Werkzeuge dabei, komplexe Prozesse von der Planung eines Gebäudes, über die Bewirtschaftung bis hin zum Rückbau zu koordinieren. Als zentraler Datenpool helfen diese Werkzeuge heute dabei, ein einheitliches Verständnis aller Beteiligten über die Aufgaben zu schaffen. Eine Serie besteht aus mindestens drei Einheiten welche in einem definierten Rahmen identisch ausgebildet sind. 

Vorteile des seriellen Ansatzes ergeben sich vor allem aus dem sich wiederholenden Prozess bei Planung und Ausführung einzelner Einheiten. Abläufe werden stetig angepasst und optimiert, was zu einer höheren baulichen Qualität sowie Termin- und Kostensicherheit führen kann. Ein hoher werkseitiger Vorfertigungsgrad einzelner Bauteile ermöglicht verkürzten Montagezeiten auf der Baustelle und hohe bauliche Qualitäten.


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Brigitte Bourscheidt Spartenleiterin Facility Management

Serienreif


"Mit einem Pilotprojekt will die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ausloten, wie das serielle Bauen von Dienstgebäuden Bauverfahren verkürzen und die Kostensicherheit steigern kann." 

Fünf bis sechs Milliarden Euro – dieses Bauvolumen soll die BImA laut Haushaltsplan in den nächsten Jahren umsetzen, Tendenz steigend. „Die Erfahrung vergangener Jahre zeigt: Mit unseren herkömmlichen Bauverfahren können wir das unmöglich realisieren. Für den aktuellen Baubedarf sind die Verfahren einfach zu komplex und zeitintensiv“, stellt Brigitte Bourscheidt, Leiterin der Sparte Facility Management bei der BImA, fest. „Deshalb beschäftigen wir uns seit einiger Zeit intensiv mit zusätzlichen Möglichkeiten, wie wir den steigenden Bedarf des Bundes auch künftig schnell und zuverlässig decken können."

Elf auf einen Streich

Die für die elf ETZ vorgesehenen Liegenschaften unterscheiden sich je nach Standort in Topografie, Fläche und Zustand. Am Ende sollen sie dennoch alle gleich gestaltet sein und der Generalzolldirektion auf jeweils rund 12.500 Quadratmetern neben Schulungs- und Arbeitsplätzen auch Sport- und Trainingsbereiche bieten. Ein Mammutprojekt, doch die BImA hat sich zur Aufgabe gemacht, es innerhalb weniger Jahre auf die Beine zu stellen. „Ob wir alles an ein einziges Unternehmen oder in Losen an mehrere Auftragnehmer vergeben werden können, wird sich erst nach der europaweiten Ausschreibung zeigen, die Ende 2022 vorangekündigt und 2023 veröffentlicht werden soll“, sagt Heike Schmidt.
Die für die ETZ erforderlichen Baukörper – eine Zweifeldsporthalle mit Sonderräumen, eine Raumschießanlage, ein Trainingsgebäude sowie Außentrainingsflächen – sollen an allen Standorten identisch sein. 

Vorteile über den Bau hinaus

Ein Modell, das künftig überall zum Einsatz kommt? „Sicher wird es auch in Zukunft Gebäude geben, die aufgrund ihrer Lage oder Nutzungsspezifika nicht für das serielle Bauen geeignet sind. Aber viele Bauvorhaben sind es durchaus“, stellt die Fachgebietsleiterin der BImA fest. Am Ende überwiegen für sie klar die Vorteile – und das sogar weit über den Bau hinaus. „Der serielle Gedanke vereinfacht auch die Instandhaltung, optimiert so den Lebenszyklus der Gebäude und schont im Endeffekt das Klima und den Geldbeutel der Steuerzahler.

„Durch das serielle Modell nutzen wir bei der Planung und in der baulichen Umsetzung die Skaleneffekte. Selbst wenn wir am Ende aufgrund der speziellen Begebenheiten bei einigen Liegenschaften kleinere Anpassungen vornehmen müssen, werden wir auf diese Weise effizienter sein als nach der herkömmlichen Bauweise“, ist Heike Schmidt überzeugt.