Serienreif
Mit einem Pilotprojekt will die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ausloten, wie das serielle Bauen von Dienstgebäuden Bauverfahren verkürzen und die Kostensicherheit steigern kann.
Fünf bis sechs Milliarden Euro – dieses Bauvolumen soll die BImA laut Haushaltsplan in den nächsten Jahren umsetzen, Tendenz steigend. „Die Erfahrung vergangener Jahre zeigt: Mit unseren herkömmlichen Bauverfahren können wir das unmöglich realisieren. Für den aktuellen Baubedarf sind die Verfahren einfach zu komplex und zeitintensiv“, stellt Brigitte Bourscheidt, Leiterin der Sparte Facility Management bei der BImA, fest. „Deshalb beschäftigen wir uns seit einiger Zeit intensiv mit zusätzlichen Möglichkeiten, wie wir den steigenden Bedarf des Bundes auch künftig schnell und zuverlässig decken können.“

"Bauen im Verantwortungsmodell ist für die BImA ein zusätzlicher Weg, um den steigenden Bedarf des Bundes auch künftig schnell und zuverlässig decken zu können."
Brigitte Bourscheidt
Spartenleiterin Facility Management
Gebündelte Verantwortung
Bauen im Verantwortungsmodell heißt ein neuer Weg, den die Bundesanstalt nun dafür beschreitet. Dabei wird die gesamte baufachliche und wirtschaftliche Projektverantwortung an einer Stelle gebündelt. Die BImA kann in ihrer Rolle als Eigentümerin, Bauherrin, Finanziererin, Vermieterin und Betreiberin von den Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes (RBBau) abweichen. Der Vorteil: weniger Schnittstellen und somit kürzere Abstimmungsprozesse. „Selbstverständlich wollen und werden wir auch weiterhin mit dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung sowie mit den Landesbauverwaltungen bauen.
Das Bauen im Verantwortungsmodell ist für uns ein zusätzlicher Weg, um Projekte schlank zu realisieren“, betont Brigitte Bourscheidt.
Ob sich die Erwartungen in der Praxis bestätigen, will die BImA anhand von zwei Pilotprojekten prüfen.
Eines davon: die Errichtung von insgesamt elf Einsatztrainingszentren (ETZ) für die Generalzolldirektion an verschiedenen Standorten in Deutschland. Hier dreht die BImA an einer weiteren Stellschraube, die Bauverfahren verkürzen könnte: Die elf identischen ETZ werden in serieller Bauweise errichtet.
Büros, Labore, Trainingszentren und einiges mehr – die BImA plant die Realisierung unterschiedlichster Gebäudetypen, bei denen nicht nur die Architektur, sondern vor allem die Funktion im Fokus steht. „Nicht jedes Gebäude muss daher als Unikat geplant und gebaut werden“, erklärt Heike Schmidt, Leiterin des Fachbereichs Serielles Bauen bei der BImA. „Hier setzen wir auf Synergieeffekte, von denen am Ende alle Seiten profitieren.“ Eine verkürzte Vorplanung, vereinheitlichte Prozesse und geringere Kosten sind nur einige der Potenziale, die der Bau in Serie bietet.
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Elf auf einen Streich
Die für die elf ETZ vorgesehenen Liegenschaften unterscheiden sich je nach Standort in Topografie, Fläche und Zustand. Am Ende sollen sie dennoch alle gleich gestaltet sein und der Generalzolldirektion auf jeweils rund 12.500 Quadratmetern neben Schulungs- und Arbeitsplätzen auch Sport- und Trainingsbereiche bieten. Ein Mammutprojekt, doch die BImA hat sich zur Aufgabe gemacht, es innerhalb weniger Jahre auf die Beine zu stellen. „Ob wir alles an ein einziges Unternehmen oder in Losen an mehrere Auftragnehmer vergeben werden können, wird sich erst nach der europaweiten Ausschreibung zeigen, die Ende 2022 vorangekündigt und 2023 veröffentlicht werden soll“, sagt Heike Schmidt.
Die für die ETZ erforderlichen Baukörper – eine Zweifeldsporthalle mit Sonderräumen, eine Raumschießanlage, ein Trainingsgebäude sowie Außentrainingsflächen – sollen an allen Standorten identisch sein.
„Durch das serielle Modell nutzen wir bei der Planung und in der baulichen Umsetzung die Skaleneffekte. Selbst wenn wir am Ende aufgrund der speziellen Begebenheiten bei einigen Liegenschaften kleinere Anpassungen vornehmen müssen, werden wir auf diese Weise effizienter sein als nach der herkömmlichen Bauweise“, ist Heike Schmidt überzeugt.
Vorteile über den Bau hinaus
Ein Modell, das künftig überall zum Einsatz kommt? „Sicher wird es auch in Zukunft Gebäude geben, die aufgrund ihrer Lage oder Nutzungsspezifika nicht für das serielle Bauen geeignet sind. Aber viele Bauvorhaben sind es durchaus“, stellt die Fachgebietsleiterin der BImA fest. Am Ende überwiegen für sie klar die Vorteile – und das sogar weit über den Bau hinaus. „Der serielle Gedanke vereinfacht auch die Instandhaltung, optimiert so den Lebenszyklus der Gebäude und schont im Endeffekt das Klima und den Geldbeutel der Steuerzahler.